Editorial

Christoph Dahl
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500 Euro je Megawattstunde: Auf diese Summe könnten die Strompreise im ungünstigsten Fall bis 2023 steigen, vermutet das Beratungs­unternehmen Prognos. Im Jahr 2019 lag der durchschnittliche Strompreis bei rund 38 Euro je Megawattstunde. Im Phänomen der steigenden Strompreise manifestieren sich die großen Schwierigkeiten unserer Zeit: Krieg in Europa, verkorkste Energiewende mit schleppendem Ausbau der Erneuerbaren und einer fatalen Abhängigkeit von russischem Gas sowie die Auswirkungen des Klimawandels und der Corona-Pandemie.

Wir leben unbestritten in einer Zeit komplexer Krisen. Die Menschen in der Ukraine kämpfen seit Februar für Freiheit – für ihr Land und für ganz Europa. Putins brutaler Angriffskrieg auf die Ukraine ist auch zu einem Wirtschaftskrieg gegen die Europäische Union geworden. Die Rekord-Energiepreise, ausgelöst durch die russische Null-Gas-Politik, bedrohen viele Unternehmen bereits in ihrer wirtschaftlichen Existenz. Denn schon die global gestörten Lieferketten infolge der Pandemie bremsen bis heute den Aufschwung. Erste Expertinnen und Experten warnen vor einer Rezession. Auch die Bürgerinnen und Bürger leiden unter der Last der Inflation, ausgelöst vor allem durch die enormen Preissteigerungen bei Energie und einigen Lebensmitteln. Das macht es für die Europäische Zentralbank so schwer, richtig auf die Situation zu reagieren.

Richtig zu reagieren bedeutet dabei vor allem, dass die Politik in der gegenwärtigen Situation in größtmöglicher Geschlossenheit folgenschwere Entscheidungen treffen muss – und zwar umsichtig, konsequent und unideologisch. Vorrangig geht es um die Verteidigungsfähigkeit der Bundeswehr, um die Unabhängigkeit bei der Energieversorgung und um eine sozialverträgliche Steuerung der Migration. Die Entscheidungen sollten schnellstmöglich erfolgen und nachvollziehbar sein, um die in der Gesellschaft um sich greifende Unsicherheit nicht zu verstärken. Viele der gegenwärtigen Probleme lassen sich jedoch nicht allein mit Geld beheben – selbst der „Doppel-Wumms“ wird eher Symptome lindern als Ursachen bekämpfen.

Hinter all diesen Problemen bleibt eine der größten Herausforderungen bestehen: den Klimawandel und seine Folgen zu bekämpfen. Der Weltklimarat der Vereinten Nationen drängt: Nötig ist ein weltweiter Wandel – hin zu einem ressourcenschonenderen Wirtschaften, an dessen Erfolg mehr Menschen teilhaben. Ideen, wie ein Update des Kapitalismus aussehen könnte, gibt es viele. Auch wofür wir Geld einsetzen – und wofür nicht –, steht in der Kritik. Schon Ludwig Erhard, Vater der sozialen Marktwirtschaft, schrieb 1957: „Wir werden sogar mit Sicherheit dahin gelangen, dass zu Recht die Frage gestellt wird, ob es noch immer nützlich und richtig ist, mehr Güter, mehr materiellen Wohlstand zu erzeugen, oder ob es nicht sinnvoll ist, unter Verzichtsleistung auf diesen ‚Fortschritt‘ mehr Freizeit, mehr Besinnung, mehr Muße und mehr Erholung zu gewinnen.“ Die Frugalismus-Bewegung wird ihm zustimmen.

In Krisenzeiten ist auch die Situation an den Kapitalmärkten angespannt – selbst wenn die Geschichte lehrt, dass Kursschwankungen über lange Zeiträume fast immer ausgeglichen werden. Auch für Laien ist das Börsenparkett daher ein guter Boden, auf dem sich für die Zukunft vorsorgen lässt. Wenn die Menschen zumindest einen Teil ihrer Einkünfte abseits der gesetzlichen Rentenversicherung investieren sollen, brauchen sie aber finanzielle Bildung.

Beim Aufbau von Vermögen haben Großverdiener oder Erben einen riesigen Vorsprung, ihr Anteil am Gesamtvermögen in Deutschland ist hoch. Dieses ist kontinuierlich gestiegen: auf über 16 Billionen Euro, eine Zahl mit zwölf Nullen. Doch die ärmere Hälfte der Bevölkerung besitzt trotz leicht sinkender Ungleichheit weiterhin nur einen Bruchteil dieses Geldes. Ein Grund dafür ist auch, dass Deutschland ein Land ist, in dem vergleichsweise viele Menschen zur Miete wohnen und keine Immobilie besitzen. Sie werden von steigenden Mietpreisen heftig getroffen. Architektinnen und Architekten versuchen, bauliche Lösungen zu finden.

Dieses Magazin präsentiert Ihnen viele Perspektiven: für Ihr Geld, für die Gesellschaft und – trotz aller Krisen – für ein gutes Leben.

Ihr Christoph Dahl