1x1

Das 1x1 der Finanzen. Es ist paradox: Fast alle Menschen hätten gern viel Geld, doch die wenigsten möchten sich mit ihren Finanzen beschäftigen. Gehen wir’s an – mit einem Glossar, das reich ist an Basiswissen.

Felicitas Wilke
Lesedauer: 7 Minuten

Aktie

Es braucht keine geniale Geschäftsidee und keinen ausgefeilten Businessplan, um Miteigentümer eines Unternehmens zu werden. Man braucht dafür eigentlich nur ein → Depot bei einem Finanzdienstleister und etwas Geld. Ein höherer zweistelliger Euro-Betrag reicht momentan aus, um eine Aktie von Mercedes-Benz oder SAP zu erwerben. Eine Aktie ist ein Wertpapier, das einen Anteil am Grundkapital einer Aktiengesellschaft verbrieft. Es wird an der Börse gehandelt. Wie ein Unternehmer profitiert ein Aktionär von dem Gewinn, den ein Konzern erwirtschaftet (Dividende). Umgekehrt gilt in schwierigen Zeiten: mitgehangen, mitgefangen. Schlittert das Unternehmen in eine Krise oder geht es gar pleite, können Aktionärinnen und Aktionäre viel Geld verlieren. Damit es nicht so weit kommt, haben sie die Möglichkeit, sich auf der Hauptversammlung (HV) der Aktiengesellschaft selbst zu Wort zu melden – und zwischendurch das Büfett zu stürmen. Denn in Deutschland gilt das ungeschriebene Gesetz: keine HV ohne Würstchen.

Anleihe

Nicht nur Bürgerinnen und Bürger sind manchmal klamm, auch Staaten und Firmen brauchen teilweise fremdes Kapital, um ihre Vorhaben zu finanzieren. Dafür gehen sie nicht (nur) zur Bank, sondern geben auch Anleihen heraus. Kauft man als Anleger eine Staatsanleihe, gewährt man also Deutschland, den USA oder Italien einen Kredit. Analog funktionieren Unternehmensanleihen, bei denen sich Firmen von jedermann und jederfrau Geld leihen. Dabei gilt: je zahlungskräftiger das Land oder das Unternehmen, desto sicherer die Geldanlage. Als wenig riskant gilt es beispielsweise, dem deutschen Staat einen Kredit zu gewähren. Allerdings erhält man derzeit dafür auch keine hohen Zinsen. Je höher die Rendite, desto höher das Risiko. Geht ein Staat oder ein Konzern pleite, sieht man sein Geld als Gläubiger im schlechtesten Fall nie wieder.

Bargeld

Wie monumentale Bauwerke prangen auf den Euro-Scheinen insgesamt sieben Brücken aus verschiedenen Epochen. Große europäische Baukunst? Nicht ganz. Bevor eine Stadt in den Niederlanden alle Brücken nachbaute, existierten sie als Fiktion nur auf dem Papier – wo sie uns allerdings immer seltener begegnen. Noch vor wenigen Jahren wurden hierzulande
80 Prozent aller Rechnungen vor Ort bar beglichen. Doch seit der Corona- Pandemie zahlen die Menschen mehr Einkäufe mit der Karte und nicht mit Scheinen und Münzen. Eine Entwicklung, die all jene freut, die Bargeld ohnehin kritisch beäugen: Sie argumentieren, dass es als anonymes Zahlungsmittel Schwarzarbeit und Korruption erst möglich mache. Die Bargeld-Anhänger hingegen befürworten diese Anonymität. Sie befürchten, dass der Kunde zum gläsernen Konsumenten (Konsum) werden könnte, wenn jeder Einkauf auf dem Kontoauszug dokumentiert ist.

Bilanz

„Heute wegen Inventur geschlossen“: Wenn ein solches Schild am Eingang des Supermarkts hängt, dann zählt das Personal der Filiale an diesem Tag ab, welche Waren und Vermögensgegenstände dort schlummern. Viele Unternehmen müssen ihr Inventar im Überblick behalten und einmal jährlich eine Vermögensaufstellung machen, die sogenannte Bilanz. Sie legt einerseits offen, wie das Vermögen einer Firma angelegt ist und wie viele Waren im Umlauf sind. Andererseits zeigt sie auf, woher das Kapital überhaupt kommt und wie viel eigene Mittel, aber auch Schulden das Unternehmen hat. Wer kundig ist, kann anhand einer Bilanz ablesen, ob es einer Firma gut geht oder ihr die Insolvenz droht.

Bitcoin

Die erste funktionierende digitale Währung. mehr lesen

Börse

Die Börse funktioniert wie ein großer Marktplatz, auf dem Aktien und andere Wertpapiere gehandelt werden. Die Kurse ergeben sich durch Angebot und Nachfrage. Wenn viele Anlegerinnen und Anleger ein Wertpapier kaufen, steigt der Kurs. Wollen viele ihre Aktie loswerden, sinkt er. Bei der riesigen Menge an Wertpapieren, die an den Börsen weltweit
gehandelt werden, kann man leicht den Überblick verlieren. Deshalb fassen Indizes die Entwicklung von ausgewählten Teilen des Aktienmarkts zusammen. Zu den weltweit bekanntesten Indizes zählt der Dow Jones (USA), aber auch der deutsche Leitindex DAX. Er umfasst die 40 größten und finanzstärksten deutschen Unternehmen auf dem Aktienmarkt. Der Indexstand des DAX, der dessen Tagesform beschreibt, zeigt heute mehr als zehnmal so viele Punkte an wie zu seiner Geburtsstunde im Jahr 1988.

Darlehen

Es kann Träume verwirklichen, aber auch schlaflose Nächte verursachen: Ein Darlehen bezeichnet einen Vertrag, bei dem der Geldgeber – oft eine Bank – seinem Gegenüber eine bestimmte Summe für einen vertraglich festgelegten Zeitraum zur Verfügung stellt. Den Betrag zahlt der Schuldner meist häppchenweise in monatlichen Raten zurück – in aller Regel zuzüglich Zinsen, damit der Geldgeber auch etwas von dem Geschäft hat. Mit einem Kredit, wie das Darlehen auch häufig genannt wird, kann man sich zum Beispiel eine eigene Wohnung oder ein Haus kaufen und damit auch fürs Alter vorsorgen. Allerdings kann es in Zeiten hoher Immobilienpreise und steigender Zinsen schon mal Jahrzehnte dauern, bis die Schulden getilgt sind.

Depot

Die Zeiten, in denen die Wertpapiere von Anlegerinnen und Anlegern in einem gesicherten Raum in der Bankfiliale lagerten, sind vorbei. Heute sind Aktien nicht mehr aus Papier und das Depot hat sich längst in einen virtuellen Raum verwandelt. Unentbehrlich ist es aber weiterhin, wenn man bestimmte Finanzprodukte erwerben möchte. Wie bei einem Konto
sind in einem Depot die Informationen darüber verzeichnet, welche Aktien, Anleihen oder Fonds eine Anlegerin oder ein Anleger in welchem Umfang besitzt. Man kann ein Depot sowohl bei einer Filialbank als auch bei einem Online-Broker eröffnen.

Derivate

Eine Wette ist eine reizvolle Angelegenheit. Man lehnt sich aus dem Fenster, geht ein gewisses Risiko ein – und gewinnt im besten Fall ein paar Euro. Ähnlich funktionieren auch Derivate. Unter dem Sammelbegriff fasst man verschiedene Finanzinstrumente wie Optionen, Futures, Zertifikate, Differenzkontrakte und Swaps zusammen. Was alle eint: Wer auf Derivate setzt, erwirbt nicht direkt ein Wertpapier, sondern ein Finanzprodukt, das einem Basiswert, also einer Aktie, einer Währung oder einem Rohstoff, zugrunde liegt. Dabei wird im Voraus ein bestimmter Preis festgelegt, der zu einem vorab definierten Zeitpunkt für den Basiswert bezahlt werden muss. Ein Beispiel: Ist man überzeugt davon, dass der Kurs einer Aktie im kommenden Winter steigt, kann man sich mit einer Option das Recht darauf sichern, sie am 1. Dezember für 30 Euro pro Stück zu kaufen – auch wenn der Kurs dann vielleicht bei 40 Euro steht. Für die Option fällt eine Prämie an, nutzen muss man die Option – wie der Name schon andeutet – nicht zwingend.

Dividende

Die Dividende ist eine Gewinnbeteiligung und für Aktionärinnen und Aktionäre die Belohnung dafür, Geld in ein Unternehmen investiert zu haben. Die meisten Aktiengesellschaften, die eine Dividende zahlen, schütten sie einmal im Jahr an ihre Anteilseignerinnen und Anteilseigner aus – und zwar pünktlich am Tag nach der Hauptversammlung. Andere Unternehmen zahlen die Summe monatlich aus. Einen Anspruch auf eine Dividende haben Aktionäre allerdings nicht. So können Unternehmen den Gewinn beispielsweise einbehalten, um Investitionen zu tätigen.

ETF

Exchange Traded Fund, börsengehandelter Indexfonds. mehr lesen

Gold

Siegerinnen tragen es als Medaille um den Hals, Schatzsucher jagen es: Gold fasziniert die Menschen. Kein Wunder also, dass viele ihr Geld als Anlage in das Edelmetall stecken. Gold gilt als Krisenwährung, deren Preis gerade dann oft steigt, wenn Aktienkurse einbrechen oder Geld an Wert verliert. Gleichzeitig ist es teuer, Gold sicher aufzubewahren, zudem schwankt der Goldpreis oft stark und es winken weder Zinsen noch eine Dividende. Allzu viel Vermögen sollte man daher nicht in Gold stecken. Auch wenn es noch so schön glänzt.

Inflation

Wenn man immer weniger für sein Geld bekommt. mehr lesen

Insolvenz

Steigen einem Unternehmen oder einer Person die Schulden über den Kopf, dann droht die Zahlungsunfähigkeit, auch Insolvenz oder Privatinsolvenz (mehr lesen) genannt.

Konsum

Menschen konsumieren – wenn sie morgens beim Bäcker ihre Brötchen holen, wenn sie im Internet Waren bestellen oder wenn sie in den Urlaub fahren. Anders als manch andere Dinge, die mit Finanzen zu tun haben, ist Konsum nicht abstrakt, sondern begleitet uns fast täglich – und kann ziemlich großen Spaß machen. Wer Geld ausgibt, kurbelt die Wirtschaft an. Alles super also? Nicht ganz. Nur ein Beispiel: In Deutschland landet ein Drittel aller Lebensmittel irgendwo zwischen Herstellung und Verzehr im Müll. Würden wir bis 2030 nur halb so viel Nahrung verschwenden, würden die Treibhausgasemissionen, die auf die Lebensmittelproduktion zurückgehen, im Vergleich zum Jahr 2015 um 9,5 Prozent sinken. Am besten konsumiert man deshalb mit Bedacht und kauft nur das, was man wirklich braucht. Das macht auch Spaß und spart obendrein Geld.

Konto

Karte rein, Geheimzahl eintippen, Geld raus: Über ein eigenes Girokonto zu verfügen, Bargeld abheben und Beträge überweisen zu können, das ist für die meisten Menschen selbstverständlich. Tatsächlich haben Verbraucherinnen und Verbraucher hierzulande aber erst seit 2016 das Recht auf eine eigene Bankverbindung – und zwar unabhängig davon, ob sie einen festen Wohnsitz oder Aufenthaltstitel haben. Allerdings müssen die Banken ihrer Kundschaft kein kostenloses Girokonto anbieten, weshalb die Kontoführungsgebühren je nach Anbieter stark variieren. Neben dem Girokonto, über das sich die tagtäglichen Bankgeschäfte regeln lassen, kann man sich noch weitere Konten zulegen. Wer sein Geld sicher für einige Monate oder wenige Jahre anlegen möchte, kann es auf einem Festgeldkonto parken und erhält dafür einen festen Zinssatz. Mit einem Tagesgeldkonto fällt der Zinssatz etwas geringer aus, dafür können Bankkundinnen und -kunden aber jederzeit auf ihr Geld zugreifen.

Preiskarussell: Niemand kann die Kostenentwicklung exakt prognostizieren. Das Anlegen von Vorräten hilft da nur bedingt.

PREISE

Am Freitagnachmittag tanken? Ganz schlechte Idee. An der Zapfsäule lässt sich schon lange beobachten, wie sportlich die Preise je nach Wochentag und Tageszeit rauf- und runterhüpfen. Auch im Online-Handel können sich die Preise dynamisch ändern. Wie viel ein Produkt kostet, kann außer von der Uhrzeit auch vom Surfverhalten oder sogar vom Hersteller des Handys oder Computers abhängen. Generell beeinflussen Angebot, Nachfrage und Wettbewerb auf einem Markt die Preise: Sind die Rohstoffe knapp, ist das Interesse an der Ware groß und gibt es kaum Anbieter, steigen die Preise. Umgekehrt sinken sie, wenn es reichlich Angebot, weniger Nachfrage und mehr Wettbewerber gibt. Wer sich die Zeit nimmt, um Preise zu vergleichen, hat gute Chancen auf ein Schnäppchen. Das Gleiche gilt für die, die mit der nächsten Tankfüllung auch mal bis Montag warten.

Rendite

Müht man sich als eher gemütliche Person einen Berg hinauf, dann hat das meistens einen Grund – zum Beispiel lockt der Kaiserschmarren auf der Hütte. Investiert man keine Muskelkraft, sondern eine bestimmte Summe in ein Wertpapier oder in Sachwerte, hofft man auf Erträge in Euro. Schafft man es, im Verhältnis zum eingesetzten Kapital relativ viel Ausbeute zu erwirtschaften, spricht man von einer hohen Rendite. Ein Beispiel: Hat man am Jahresanfang 500 Euro in Aktien investiert und am Jahresende einen Gewinn von 25 Euro erwirtschaftet, beträgt die Rendite fünf Prozent (25/500x100). Eine große Portion Kaiserschmarren sollte da auf alle Fälle drin sein!

Rezession

Auf gute Zeiten folgen schlechte Zeiten. Was klingt wie ein abgedroschener Kalenderspruch, trifft in der Wirtschaft (leider) zu. Auf eine Phase der Hochkonjunktur, also einen Boom mit weitgehender Vollbeschäftigung, gut ausgelasteten Betrieben und hohen Gewinnen, folgt irgendwann ein Abschwung, auch Rezession genannt. Die Nachfrage nach Gütern geht zurück, weshalb Betriebe weniger herstellen und Beschäftigte entlassen. Da in der Folge mehr Menschen auf Unterstützung angewiesen sind, muss sich der Staat verschulden. Indem er beispielsweise Steuern senkt und dadurch die Bürgerinnen und Bürger finanziell entlastet oder die Wirtschaft mit eigenen Investitionen ankurbelt, geht es bestenfalls schnell wieder aufwärts: Auf schlechte Zeiten folgen gute Zeiten – zum Glück!

Sachwerte

Ganz schön schnöde, so eine Aktie. Schlummert unsichtbar in einem nicht betretbaren Lager (Depot) vor sich hin. Verlockender klingt es da, sein Geld in die schönen Dinge des Lebens zu investieren. Darf es ein alter Porsche 911 sein, längst ein Oldtimer? Ein Kunstwerk → Link auf Beitrag Kunst, das nicht nur im Wert steigt, sondern auch im Wohnzimmer gut aussieht? Oder, ganz klassisch, ein Eigenheim, man sich nach den eigenen Vorstellungen gestaltet? Sachwerte geben anders als Wertpapiere das gute Gefühl, etwas Handfestes zu besitzen. Doch wie jede Geldanlage birgt es auch Risiken, in Sachwerte zu investieren. Bei Oldtimern sind die laufenden Kosten nicht zu unterschätzen, und mit Kunst sollte man sich auskennen, ehe man hierfür ein Vermögen ausgibt. Bei einer eigenen Immobilie kann man es schlimmstenfalls mit Pfusch am Bau zu tun kriegen. Alles auf nur eine Karte setzen sollte man daher nie.

Zinsen

Wer anderen Geld leiht, erhält dafür von seinem Gegenüber ein Zuckerl namens Zins. Der Zinssatz wird meist in Prozent pro Jahr berechnet. Generell gilt: Je kreditwürdiger Schuldnerinnen und Schuldner von der Bank eingestuft werden – etwa, weil sie oder er gut verdient oder eigenes Vermögen mitbringt –, desto geringer fallen die Zinsen aus, die sie oder er jährlich abstottern muss. Zuletzt las man das Wort „Zinsen“ meist in Verbindung mit Vorsilben wie „Null-“ oder „Niedrig-“. Wer sich Geld von der Bank leihen wollte, um damit etwa eine Immobilie zu finanzieren, zahlte dafür historisch niedrige Zinsen. Der Grund dafür war die Politik der niedrigen Zinsen, die die Europäische Zentralbank zuletzt verfolgte. Die Zentralbanken legen den sogenannten Leitzins fest, also den Zinssatz, zu dem sich Banken bei ihnen Geld leihen und dort anlegen können. Der niedrige Leitzins der vergangenen Jahre hatte den Zweck, die Wirtschaft nach der Finanzkrise von 2008 wieder anzukurbeln. Denn wenn sich Privatleute und Firmen günstig verschulden (mehr lesen) können, geben sie eher Geld aus, sei es für Konsum oder Investitionen.