1

1 Billion US-Dollar betrug zeitweise der Gesamtwert aller vorhandenen Bitcoins. Die Kryptowährung ist das erste funktionierende digitale Geld. Was passiert bei einer Überweisung – und was spielt sich im Hintergrund ab? Eine kurze Erklärung.

Benedikt Herber
Lesedauer: 4 Minuten

Die Basics

Der Begriff Bitcoin setzt sich zusammen aus den englischen Wörtern „bit“ für die kleinste digitale Einheit und „coin“ für Münze. Das Besondere am Bitcoin ist – im Gegensatz zu herkömmlichen Währungen –, dass keine Mittelsmänner in Form von Banken nötig sind. Banken verwalten die Geldströme und schützen das Konto vor unrechtmäßigen Abbuchungen, verlangen dafür jedoch Geld. Die Blockchain-Technologie, die hinter dem Bitcoin steht, ist dagegen dezentral organisiert: Die Aufgaben der Mittelsmänner übernehmen die Netzwerkmitglieder.

Ein Beispiel: Cem will seiner Freundin Anna die WG-Miete in Form von Bitcoins überweisen. Am 28. Juli 2022 um 8 Uhr morgens kostete ein Bitcoin 22.469 Euro und 74 Cent. Cem muss an Anna 0,02 Bitcoin transferieren, etwa 448 Euro.

NFTs sind ein neuer Hype auf dem Kunstmarkt. NFT steht für Non-Fungible Token, was man mit „nicht austauschbarer Wertmarke“ übersetzen kann. NFTs sind digitale Echtheitszertifikate, die über eine Blockchain abgesichert sind. Wer die Wertmarke besitzt, ist der einzige verbriefte Eigentümer eines NFT-Kunstwerks. Das deutsche Künstlerduo Giulia Bowinkel & Friedemann Banz ist Teil der neuen Bewegung von Kunstschaffenden, die mit digitaler Kunst (im Bild), Animationen, virtuellen Realitäten und NFTs die Kunst um neue Konzepte erweitern.

Die Überweisung

Cem und Anna haben sich im Internet sogenannte Wallets heruntergeladen, eine Art digitale Geldbörse. Wie bei einem Bankkonto besitzt jede Nutzerin und jeder Nutzer eine Public Address, eine Art Kontonummer, an die auch Cem das Geld transferiert. Ein Klick, das Geld ist verschickt.

Für Cem und Anna war’s das – die Überweisung ist aber noch lange nicht abgeschlossen. Jetzt kommt die Blockchain (chain = Kette) ins Spiel. Sie ist so etwas wie ein sehr umfangreiches, gemeinsam genutztes Kassenbuch: Alle Bitcoin-Transaktionen, die jemals stattgefunden haben, werden dort aufgelistet. Sichtbar für alle, die Bitcoins besitzen. Die Daten werden also auf Tausenden privaten Rechnern gespeichert und miteinander verkettet. 

Auch Cems Überweisung wird verschlüsselt an alle Mitglieder des Blockchain-Netzwerks geschickt. Um zu verhindern, dass das Kassenbuch in betrügerischer Absicht umgeschrieben und Cems Geld auf ein anderes Wallet umgeleitet wird, gibt es die Miner (auf Deutsch: Bergarbeiter). Jede und jeder, die oder der eine Internetverbindung und ein Wallet besitzt, kann Miner werden. Sie sind die Buchprüfer der Blockchain und bestätigen, dass alle in der Überweisung enthaltenen Daten korrekt sind. Aber warum sollten die Miner das umsonst machen? Es braucht einen Anreiz.

Die Belohnung

Ein Algorithmus stellt derzeit alle zehn Minuten 6,25 Bitcoin für die Arbeit der Miner bereit – das entspricht aktuell einem Wert von mehr als 140.000 Euro. Die Belohnung wird aber nicht unter den Minern aufgeteilt. Belohnt wird, wer die Kette aus Transaktionen am schnellsten überprüft und zu einem Block zusammenfasst. Ein Block besteht dabei aus bis zu 4.000 verschiedenen Transaktionen. Alle Daten dieser Überweisungen, zu denen auch Cems Transaktion gehört, liegen den Netzwerkmitgliedern in Form einer Ziffernfolge vor: Absender, Empfänger, Uhrzeit, Höhe der Überweisungen. Die Miner müssen diese Ziffernfolge nun mit weiteren Ziffern ergänzen, um einen bestimmten Hashwert zu erhalten. Das ist ein Zahlencode, der in verschlüsselter Form alle Daten der Transaktionen des Blocks sowie Informationen zum Vorgängerblock beinhaltet. Um den Hashwert zu errechnen, helfen weder Logik noch Mathematik – gefragt ist stumpfes Ausprobieren: Wer seine Gewinnchancen erhöhen will, muss möglichst schnell möglichst viele Antworten durchspielen. Dafür braucht es enorme Rechenkapazitäten. Miner schließen sich inzwischen in Computerpools zusammen, um die nötigen Rechenleistungen zu stemmen. Laut einer aktuellen Schätzung des Cambridge Centre for Alternative Finance entspricht der Energieverbrauch des globalen Bitcoin-Minings mit 125 Terawattstunden dem von Volkswirtschaften wie Schweden oder Argentinien.

Die Miner „schürfen“ also neue Bitcoins. Die Geldmenge erhöht sich auf diese Weise kontinuierlich, im Juli 2022 lag sie bei 19,11 Millionen Bitcoin. Es existiert jedoch eine Obergrenze von 21 Millionen Bitcoin. Diese hat sich das Bitcoin-Netzwerk selbst gesetzt, um einer Inflation vorzubeugen. Ist die Grenze erreicht, schätzungsweise im Jahr 2140, erhalten die Miner keine neuen Bitcoins mehr, sondern Transaktionsgebühren, die dann von denjenigen gedeckt werden müssen, die Zahlungen tätigen.

CryptoPunks gehören zu den teuersten NFTKunstwerken. Sie sind digitale Sammelfiguren, gespeichert in der Ethereum-Blockchain. Das Kreativstudio Larva Labs hat 10.000 dieser Crypto Punks entwickelt. Auf dem freien Markt erzielen einige dieser NFT-Figuren Preise im zweistelligen Millionenbereich. Von gleicher Machart sind Crypto-Apes wie die Figur im Bild. Von dieser Serie gibt es ebenfalls Tausende Varianten – allerdings sind diese deutlich günstiger.

Die Sicherheit

Dank des aufwendigen Prüfprozesses gilt der Bitcoin als fälschungssicher. Angenommen, eine Betrügerin bzw. ein Betrüger würde die Daten eines Blocks manipulieren, um Cems Transaktion auf das eigene Konto umzuleiten: Es würde ein „falscher“ Block entstehen, der nun an andere Blöcke gekoppelt würde. Hier kommt wieder der Hashwert ins Spiel, der auch Informationen zum vorherigen Block enthält. Man kann sich diesen Wert wie die Kuppelung von Zugwaggons vorstellen – mit dem Unterschied, dass diese Kuppelung immer nur mit genau einem Waggon zusammenpasst. Träfe ein echter auf einen gefälschten Block, würde das Kuppeln nicht mehr funktionieren, die Kette auseinanderbrechen. Um das zu verhindern, müsste die Betrügerin bzw. der Betrüger auch alle anschließenden Blöcke manipulieren – und so eine alternative Blockchain aufrechterhalten, mit der sie bzw. er sich gegen alle anderen Miner durchsetzt. Dafür würde eine Rechenleistung von über 50 Prozent des gesamten Netzwerks benötigt werden – praktisch unmöglich. Aber es gibt andere Sicherheitsbedenken: Der Bitcoin-Preis schwankt extrem und es gibt keine staatliche Einlagensicherung.

Das Potenzial

Auch abseits des Kryptogeldes bietet die Blockchain-Technologie Chancen. Sie ist immer dort interessant, wo bisher Mittelsmänner nötig waren, etwa bei Vertragsabwicklungen. Beispiel Kfz-Versicherung: Eine Kundin oder ein Kunde geht mit dem Versicherer einen Vertrag ein, in dem mehrere Dinge geregelt sind – unter anderem, dass sie bzw. er sich an die Verkehrsregeln halten muss. Bei einem solchen „Smart Contract“ (auf Deutsch: intelligenter Vertrag) wird im Auto eine Blackbox installiert. Überschreitet die Kundin bzw. der Kunde die Geschwindigkeit, archiviert die Blockchain dies manipulationssicher – der Versicherungsbeitrag steigt dann automatisch, ohne dass ein Mittelsmann in Form einer Gutachterin bzw. eines Gutachters herangezogen werden muss.