Essay
Kampf ums Wasser

Während der Bedarf an Wasser weltweit steigt, wird durch den Klimawandel immer weniger Wasser nutzbar. Konflikte um die wertvolle Ressource bahnen sich an, selbst in Baden-Württemberg – eigentlich einem wasserreichen Land. Doch auch hier sind die Böden längst zu trocken, der Grundwasserspiegel sinkt. Höchste Zeit für politische Strategien, das kostbare Lebensmittel zu schützen – und gerecht zu verteilen.

Benno Stieber
Lesedauer: 1,5 Minuten

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Am 29. Mai 2016 kam es im Örtchen Braunsbach zur Katastrophe: Sturzartige Regenfälle im Landkreis Schwäbisch Hall füllten die Wasserstände von drei kleinen Bächen. Die eigentlich beschaulichen Rinnsale verwandelten sich in reißende Ströme und traten innerhalb kürzester Zeit über die Ufer. Bald schoss eine Flut durch den kleinen Ort und riss Bäume, Autos und Teile von Häusern mit sich. Sie hinterließ Berge von Schutt und einen verwüsteten Dorfkern. Wie durch ein Wunder gab es keine Toten. Der Wiederaufbau in der Ortsmitte dauerte Jahre, die Braunsbacher mussten nach dem Starkregen Schäden in Höhe von 100 Millionen Euro verkraften. Heute wirken die Ereignisse wie ein Vorbote auf die Katastrophe im rheinland-pfälzischen Ahrtal im Jahr 2021, mit 185 Todesopfern.

Wenn Regen extrem wird, geschieht das sehr plötzlich. Die Dürre, die viele Regionen Baden-Württembergs belastet, kommt dagegen schleichend. Laut den Daten des Deutschen Wetterdienstes ist Baden-Württemberg überdurchschnittlich stark von Hitze betroffen, also von Temperaturen über 30 Grad. In den letzten 70 Jahren hat sich die Zahl der Hitzetage im Schnitt mehr als verdreifacht: auf jährlich knapp 14. In Städten wie Mannheim sind es deutlich mehr. Vor allem in den vergangenen fünf Jahren hat es zudem viel zu wenig geregnet. Die Folge: In fast der Hälfte aller Landkreise Baden-Württembergs mussten nach Angaben des Umweltministeriums in diesem Sommer Dürrewarnungen ausgegeben werden. Ausgerechnet Sigmaringen und der Landkreis Konstanz, die beide ganz in der Nähe des Bodensees liegen, sind besonders von Dürre betroffen. Mehr als acht Monate im Jahr ist der Boden hier laut Dürremonitor des Helmholtz-Instituts zu trocken. Auf dem Stadtgebiet von Freiburg und Karlsruhe sind es sogar über elf Monate. Wenn dann endlich Regen fällt, kann der ausgetrocknete Boden das Wasser nicht aufnehmen. Stattdessen fließt es ab in Flüsse, Keller oder die Kanalisation und geht für die Grundwasserspeicher verloren.

Lange hatte kaum jemand wahrhaben wollen, dass sich auch Bewohner in gemäßigten Klimazonen Mitteleuropas auf Hitze und Dürre einstellen müssen – zwei weitere, dem Extremregen entgegengesetzte Erscheinungsformen der Klimaveränderung. Früher war Wasser höchstens regional knapp. Künftig wird es auch in Baden-Württemberg immer mehr zum kostbaren Gut.

Mit seinen 4.500 stehenden Gewässern hat Baden-Württemberg, nach Brandenburg, deutschlandweit die meisten Seen. Der größte Binnensee ist der Schluchsee mit seinen gerade mal 5,1 Quadratkilometern Fläche. Denn der im Vergleich riesige Bodensee, 535 Quadratkilometer groß, gilt als internationales Gewässer. Schließlich muss sich Deutschland den Bodensee mit Österreich und der Schweiz teilen. Für die Menschen in Baden-Württemberg bleibt er trotzdem ihr „Schwäbisches Meer“, das mit unzähligen malerischen Perspektiven gesegnet ist (im Bild der Blick auf Schloss Montfort in Langenargen).
„Iller, Lech, Isar, Inn fließen rechts zur Donau hin.“ Und der Zusammenfluss sieht mitunter so spektakulär aus wie an der Landesgrenze von Baden-Württemberg zu Bayern. In der Nähe von Ulm vereint sich die helle Iller mit der dunkelblauen Donau.

Doch was passiert dann eigentlich? Und wie gut sind die Regierenden auf Mangellagen und Verteilungskonflikte vorbereitet? Lesen Sie den großen Essay im Magazin.

Aus der Stiftung – Forschung

Innovationen zur Anpassung an den Klimawandel

Mit fünf Millionen Euro finanziert die Baden-Württemberg Stiftung acht neue Projekte im Land, die vielfältige Anpassungsstrategien an den Klimawandel entwickeln – etwa zum Schutz betroffener Menschen, die zum Beispiel unter Extremwetterereignissen wie langen Hitzeperioden leiden. Im Mittelpunkt stehen neue Technologien und digitale Lösungsansätze, die für eine breite und möglichst kostengünstige Anwendung im Alltag gedacht sind.

Mehr unter: bwstiftung.de/klimaanpassung