Die neue VUCA-Welt
Traditionelles Wissen allein reicht nicht aus in einer Welt, die sich immer schneller verändert. Gefragt sind neue digitale Fähigkeiten und Schlüsselkompetenzen wie flexible, teamübergreifende Zusammenarbeit. Das verändert auch massiv unser Verständnis von Arbeit. Im hochentwickelten Industrieland Deutschland galt Fachwissen viele Jahrzehnte als identitätsstiftend für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Lebensläufe entwickelten sich linear. Ein KFZ-Mechaniker begann einen Job in der Automobilindustrie und wurde im Laufe seiner Arbeitsjahre nach und nach zum Gesellen, Meister und Experten. Sein Wissen gab er an Jüngere weiter. Für Probleme gab es Lösungen, die der Experte dank seiner Erfahrung sofort parat hatte. Mit dem technologischen Fortschritt hat sich das verändert. Das Berufsbild des einstigen Autoschraubers hat sich um Elemente der Elektrotechnik und Informationstechnik erweitert, da in modernen Fahrzeugen und Maschinen inzwischen eine Menge Technologie steckt. Und die Entwicklung neuer Fahrzeuge geht weiter. Wer in diesem Fel arbeitet, muss sich deshalb ständig weiterbilden.
Um diese neue Welt zu beschreiben, nutzt die Organisationspsychologie ein Kürzel: VUCA. Die VUCA-Welt setzt sich aus den englischen Anfangsbuchstaben für Unbeständigkeit, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit zusammen. In dieser Welt weht ein steter Sturm aus unbekannter Richtung. Die Beständigkeit und Unbeweglichkeit eines Ölbaums können hier zum Problem werden. Wir müssen daher lernen, beweglich zu sein, neu und anders zu denken. Die US-amerikanische Psychologin und Motivationsforscherin Carol Dweck hat dafür den Begriff des Growth Mindset etabliert und in ihren Studien zur Lernmotivation von Menschen zwei Gruppen definiert. Diejenigen mit einer festgefahrenen Denkweise (Fixed Mindset) halten ihre Fähigkeiten für angeboren und begrenzt. Sie glauben, daran selbst nicht viel ändern zu können. Man kann Mathe – oder eben nicht. Sie halten an Traditionen fest und hinterfragen sie seltener. Diese Menschen denken Sätze wie „besser keine Fehler machen“, weil im Fall eines Misserfolgs ihr Selbstbild in sich zusammenfällt. Im Gegensatz dazu haben jene mit einer dynamischen Denkweise (Growth Mindset) gelernt, dass ihr Erfolg auf harter Arbeit, stetiger Weiterentwicklung und Hartnäckigkeit basiert. Sie sehen Fehler auch als Chance und lernen gerne Neues. Diese Beweglichen, die ihre Schwächen anerkennen und nutzen können, sind in der VUCA-Welt erfolgreicher. Sie empfinden diese Welt mehr als Abenteuerspielplatz mit immer neuen Wachstumsmöglichkeiten und weniger als Bedrohung unveränderlicher Ordnung.