Herz statt Hetze

Ein WhatsApp-Chat. Ein Mobbingopfer. Verletzende Gemeinheiten. Was tun?

Elisa Holz
Lesedauer: 2 Minuten

Der fiktive Klassenchat einer 9. Klasse an einer weiterführenden Schule, kurz vor der Klassenfahrt nach Amsterdam.

Anmerkung der Redaktion: Die Rechtschreibfehler sind beabsichtigt, um den Chat möglichst authentisch darzustellen.

Unter Mobbing versteht man die andauernde Herabwürdigung und Ausgrenzung eines Einzelnen – in der Regel von einer Gruppe. Manchmal liegt Mobbing ein vorausgegangener Streit zwischen Personen zugrunde, der sich verschärft. Häufig werden Gruppenmitglieder gemobbt, die von der Norm abweichen – Optik, Verhalten oder auch Herkunft betreffend. * Best Friends Forever – beste Freunde für immer.
Mobbingopfer können sich nicht erfolgreich wehren. Sie werden gezielt ausgesucht und in der Anfangsphase durch Attacken „getestet“. Die Zustimmung in der Gruppe ist ein wichtiger Teil der sozialen Dynamik, deshalb nicht mitmachen, sondern einschreiten. Vorsicht: Verteidigerinnen und Verteidiger von Mobbingopfern können selbst in die Schusslinie geraten.
So tun, als wäre nichts, hilft nicht. Wer Attacken ignoriert, kann Mobberinnen und Mobbern auf diese Weise indirekt Zustimmung signalisieren. Neben Beleidigungen, Bedrohungen und Verleumdungen sind Vertrauensbrüche gängige Mobbing-Methoden. Es hilft, Gewalthandlungen wie Mobbing beim Namen zu nennen.
Mobbing ist strafbar – auch im Klassenchat. Die Verbreitung von Bildmaterial einer Person gegen ihren Willen verstößt gegen das Gesetz (§ 120 a StGB), genauso wie üble Nachrede, Bedrohung, Nötigung und Verletzung der Vertraulichkeit. Das Opfer hat keine Kontrolle über diskriminierende Inhalte, die sich in Windeseile verbreiten können. Mobbingopfer sind im digitalen Raum den Attacken rund um die Uhr ausgesetzt.
Verteidigerinnen und Verteidiger sollen sich so früh wie möglich solidarisieren und direkten Kontakt aufnehmen. Auch kleine Gesten der Anteilnahme können dem Mobbingopfer helfen.
Mobbing findet digital und analog statt. Mobberinnen und Mobber stellen sich häufig als Märtyrer und Kämpfer für die gerechte Sache dar. Es braucht geschultes Personal, um diese Rechtfertigungsstrategien zu entkräften. Langfristiges Ziel: Mobbende Jugendliche sollen die Perspektive wechseln. Ihnen fehlt es nicht an sozialer Intelligenz, aber an Mitgefühl für die Betroffenen.
Mit der Zeit ziehen sich Mobbingopfer zurück. Es gibt kaum noch Gegenwehr. Im Gegensatz dazu sind aggressive Reaktionen des Opfers meist kontraproduktiv. Diese werden genutzt, um weitere Attacken zu legitimieren.
Immer den Chatverlauf dokumentieren – als Beweis und zur Analyse. Mobbing im fortgeschrittenen Stadium kann in der Regel nur durch geschulte Fachkräfte gestoppt werden. Man kann sich an Vertrauenslehrer und an Beratungsstellen wenden.
Mobberinnen und Mobber sind in der Minderheit – zumindest zu Beginn. Die Klassengemeinschaft kann sie spüren lassen, dass sie die Mehrheit nicht auf ihrer Seite haben. So kann die Gewaltspirale gestoppt werden.

Vielen Dank an Dr. Vanessa Jantzer vom Universitätsklinikum Heidelberg, Psychologin und Expertin in Mobbing-Prävention, und an den Sozialpädagogen Christoph Kihm von kubus e. V. für die fachliche Beratung.

Aus der Stiftung – Gesellschaft & Kultur

DIE BADEN-WÜRTTEMBERG STIFTUNG SETZT SICH AKTIV GEGEN MOBBING EIN – ANALOG UND DIGITAL:

 

Mobbing & Du:

Ein Präventionsprogramm der Baden-Württemberg Stiftung und des Universitätsklinikums Heidelberg für Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler gegen Mobbing an Schulen. Das Anti-Mobbing-Programm soll nach einer Evaluationsstudie an 40 Schulen dauerhaft in baden-württembergischen Schulen integriert werden.
Mobbing & Du

 

kubus e. V.

Mit dem Jugendhilfeträger wurde das Projekt „Cyber Counselor – gemeinsam gegen Hatespeech und Mobbing“ umgesetzt. Unter anderem in der App Diversum – fit gegen Hass finden Jugendliche wertvolle Tipps, Memes und Verhaltensregeln.
kubus e. V.