Axel Eisenack, Kachelbauer

Elisa Holz
Lesedauer: 1,5 Minuten

"Handwerk ist keine Kunst. Aber natürlich spielen künstlerische Aspekte und Kunstgeschichte auch bei der Ofenkeramik eine Rolle – insbesondere, wenn es um die verschiedenen Epochen geht."
Axel Eisenack, Kachelbauer, Baden-Baden
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Mehr als 10.000 Kachelformen aus den vergangenen zwei Jahrhunderten: In den Holzregalen der Manufaktur für handgefertigte Ofenkacheln von Axel Eisenack lagern viele Schätze. Der 58-Jährige kennt sie alle und findet sie, ohne lange zu suchen. Schließlich hat er in dieser „Kachel-Bibliothek“ in Baden-Baden schon in seiner Jugend gearbeitet. Später machte er dort seine Lehre und musste auf Bitte seines Meisters viele Male das Archiv aufräumen. Nach der Ausbildung war Eisenack zehn Jahre in Europa unterwegs. Im Jahr 2001 übernahm der Keramiker und Modellbauer, der auch Kachelofen- und Lüftungsbauer sowie Technischer Betriebswirt ist, seinen ehemaligen Lehrbetrieb. Eisenack ist einer der letzten Kachelbauer in Europa, der den Ton noch selbst anrührt und die Glasuren selbst entwickelt – ohne schädliche Zusatzstoffe. Deshalb kommen Kunden aus ganz Europa zu ihm, um sich entweder einen neuen Ofen bauen oder um alte Öfen in Herrschafts- oder Bauernhöfen restaurieren zu lassen. Sogar im Schloss Versailles bei Paris hat seine Manufaktur zwei Öfen wiederhergestellt: „Da bin ich auch ein bisschen stolz drauf.“ Als Chef legt Eisenack noch selbst Hand an. Besonders schätzt er den kreativen Prozess, ein eigenes Kachelmodell und den dazugehörigen Ofen zu entwerfen: „Am größten ist die Freude, wenn die Idee steht.“ Das fertige Produkt sei „nur noch“ die logische Konsequenz der geistigen Vorarbeit.

 

NACHFOLGE GESUCHT

Das Wort Tradition kommt aus dem Lateinischen und bedeutet weitergeben oder überliefern. Was aber, wenn da niemand ist, dem man die jahrhundertealte Tradition des Kachelbaus überliefern kann? Lehrlinge hat Axel Eisenack schon länger keine mehr. Das hat viele Gründe. Unter anderem wurde die Keramikschule der Region vor einiger Zeit geschlossen. Seine Nachfolge ist daher ungeklärt. Schade sei das natürlich, dass er nicht wisse, ob und wem er die Schätze der Manufaktur und sein enormes Fachwissen irgendwann übergeben könne. „Aber die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt Eisenack, der so lange wie möglich weiterarbeiten möchte.

 

 

Der frisch geformte Kachelabdruck wird mit einem Keramikmesser nachbearbeitet und geglättet.
Eisenack drückt die Kachelmasse in die Form. So entsteht das Kachelblatt.
Diese Mustergalerie fein bemalter und glasierter Ofenkacheln zeigt die handwerkliche Bandbreite des Betriebs.
Axel Eisenack in seiner Werkstatt.
Das Modellarchiv unter dem Dach der Kachelmanufaktur.
Der fertig gemischte Ton wird in Stränge gepresst und dann zu Kacheln verarbeitet.
Mehr als 10.000 Negativformen von Kacheln sind archiviert.