Kulturlandschaft

André Boße

Schwankende Erträge


Äcker, Wiesen und Weiden: In Baden-Württemberg wird auf einer Fläche von mehr als 1,6 Millionen Hektar Landwirtschaft betrieben. Das entspricht knapp 45 Prozent der Landesfläche. Dabei dominiert der Ackerbau: Auf über der Hälfte der Böden wachsen Feldfrüchte wie Getreide, Hülsenfrüchte und Futterpflanzen. Unter den Getreidearten ist Winterweizen der Favorit der Landwirtinnen und Landwirte im Südwesten (im Bild: die Weizenernte bei Bad Friedrichshall im Landkreis Heilbronn). Anders als Sommerweizen, der im Frühjahr gesät wird, kommt das Wintergetreide schon im Herbst auf die Felder. Das längere Wachstum sorgt für höhere Erträge. Allerdings fiel die Ernte 2024 laut der August-Schätzung des Statistischen Landesamts um zehn Prozent geringer aus als im Vorjahr. Der Grund dafür ist zu viel Regen. Teilweise waren die Felder wegen der Nässe nicht befahrbar und die Ernte musste immer wieder unterbrochen werden.

 

Bedrohte Idylle

 

Auf einer Streuobstwiese in Ballendorf weiden Schafe. Was so idyllisch aussieht, zeigt eine nützliche Symbiose: Die Tiere düngen die verstreut angepflanzten Bäume mit ihrem Kot, der wiederum Insekten anlockt. Diese sind beliebt bei Fledermäusen und Vögeln, die nebenbei auch Schädlinge wie Blattläuse fressen. Anders als auf intensiv bewirtschafteten Obstplantagen, in denen die Bäume eng in Reih und Glied stehen, wird auf den Wiesen in der Regel zudem auf chemischen Pflanzenschutz verzichtet. Das ist gut für die Artenvielfalt: Bis zu 5.000 verschiedene Tier- und Pflanzenarten leben in diesen Biotopen, die ein besonderes Kulturgut sind. Nirgendwo sonst in Mitteleuropa gibt es mehr Streuobstbäume als in Baden-Württemberg. Doch die Idylle ist bedroht. Seit den 1960er-Jahren sind zahllose Streuobstwiesen verschwunden – aufgrund von Flächenfraß, zu geringen Verkaufserträgen von Streuobst und dem Klimawandel.

 

Klimafreundliche Kühe 

Die Milch macht’s – nicht nur wegen ihres hohen Nährstoffgehalts, sondern auch wegen ihrer wirtschaftlichen Bedeutung: Fast jeder vierte Euro, den die Bäuerinnen und Bauern im Südwesten verdienen, stammt aus der Milchviehwirtschaft. Gut 890.000 Rinder gibt es derzeit in Baden-Württemberg, darunter knapp 306.000 Milchkühe (im Bild: ein Bauernhof bei Hülben in der Region Neckar-Alb). Ernähren sich die Tiere ausschließlich von Heu, Gras und Klee, stoßen sie deutlich weniger klimaschädliches Methan aus als Kühe, die etwa zusätzlich Futtermais erhalten. Die Wiederkäuer können außerdem etwas, was dem Menschen nicht möglich ist: Gras verwerten und in Milch umwandeln. So entsteht aus Grünland ein gesundes Lebensmittel. Viehweiden speichern übrigens viel mehr CO2 als Äcker, auf denen Futterpflanzen wie Silomais angebaut werden.

Reife Leistung


Wein und Baden-Württemberg, das gehört zusammen: Fast 30 Prozent aller deutschen Reben stehen hier. Mit insgesamt 28.000 Hektar Rebfläche ist der Weinbau nicht nur ein großer Wirtschaftsfaktor, er prägt auch eine einzigartige Kulturlandschaft. Viel Kondition, Kraft und Know-how verlangt die Arbeit im Weinberg (im Bild: die Spätburgunderlese im badischen Altschweier). Abhängig vom Wetter waren die Winzerinnen und Winzer dabei schon immer. Doch die klimatischen Veränderungen machen die Kultivierung der Reben noch aufwendiger. Hitze und Starkregen schädigen nicht nur die sensiblen Trauben, sondern führen auch zu mehr Schädlingsbefall. Abhilfe könnten neue Rebsorten schaffen, sogenannte PiWis – pilzwiderstandsfähige Reben. Diese sind robuster und brauchen deutlich weniger Pflanzenschutzmittel.